Nicht nur im Vaterland selber, sondern auch außerhalb seiner Grenzen wurde der gestrige Österreichische Nationalfeiertag zelebriert. Das „Österreich-Südtirol-Forum“ (ÖSF) lud im Rahmen eines abendliche Empfangs im Parkhotel Laurin in Bozen dazu ein, diesen Ehrentag feierlich zu begehen.
Nach der Begrüßung durch den ÖSF-Präsidenten Dr. Otto Mahlknecht, wurden die Grußworte des österreichischen Generalkonsul in Mailand, Dr. Wolfgang Spadinger, überbracht. Anschließend hielt Alt-Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder eine dreiviertelstündige Festrede, in der er die enge kulturelle und wirtschafliche Verbundenheit Südtirols zu Österreich thematisierte.
Franz Wimmer, Chefredakteur des Südtiroler Wirtschaftsmagazins „Radius“
Der 26. Oktober: Für Sie ein Tag der Freude?
Ich halte die heutige Feier zum Österreichischen Nationalfeiertag hier in Bozen für eine sehr gelungene Veranstaltung. Ich bin selbst Österreicher, seit 1976 in Südtirol lebend. Ich fühle mich noch immer
nicht als Südtiroler, habe aber eine sehr starke Bindung hierher. Das Wesentliche ist, dass man genau
diese Bindungen in den Vordergrund stellt, unabhängig von der Staatszugehörigkeit. Es ist gut, dass
wir das heute Abend in so feierlichem Rahmen tun.
Wenn Sie den Status quo der Beziehungen zwischen Österreich und Südtirol bewerten müssten: Wie lautet ihr Urteil?
Es ist vieles gut, über das wird zu wenig geredet. Allerdings gibt es auch zahlreiche Baustellen. Mir fällt als Erstes der Verkehr ein. Die Katastrophalen Zustände der vergangenen Wochen sind mir in Erinnerung geblieben. Die kulturellen Beziehungen zwischen Südtirol und Österreich sind auch ausbaufähig. Auf beiden Seiten gibt es hin und wieder Hindernisse, obwohl es tolle Initiativen gibt,
wie beispielsweise das ÖSF. Die Politik ist immer davon abhängig, von demjenigen, der gerade das Ruder in der Hand hat. Über die Wirtschaft braucht man gar nicht viel reden, die läuft wie es aussieht
wie von alleine.
Luis Durnwalder, von 1989 bis 2014 Südtiroler Landeshauptmann
Festlich gekleidete Menschen, Musik und guter Wein: Ihre Gedanken zum heutigen Abend…
Ich glaube es ist richtig, dass dieser heutige Nationalfeiertag gefeiert wird, nicht nur in Österreich, sondern auch hier in Südtirol. Es ist letzten Endes immer eine Freude, wenn man zu einem Staat gehört, der in den abgelaufenen Jahren bewiesen hat, dass er viel Gutes gemacht hat, dass er viele Probleme gelöst hat, viele Krisen gemeistert hat. Ich glaube, heute kann sich Österreich innerhalb der Europäischen Union sehen lassen. Es herrscht Vollbeschäftigung, es bietet eine hohe Lebensqualität, Österreich ist ein Kulturzentrum in Europa. Kurzum: Es lohnt sich in Österreich zu leben. Heute ist also ein Tag, an dem man allen Grund hat, sich zu Freuen.
Maria Hochgruber Kuenzer, Landtagsabgeordnete Südtiroler Volkspartei
Sie erwecken den Eindruck, in Feierlaune zu sein…
Ich bin heute nicht zum ersten Mal beim Empfang zum Österreichischen Nationalfeiertag, der vom ÖSF bereits zum dritten Mal organisiert wird. Es ist für mich immer wieder eine tolle Veranstaltung, eine Erinnerung und ein Ausdruck der Freude: Die Aussage von Leopold Figl „Österreich ist frei“ hat sehr viel mit Südtirol zu tun.
Wie schätzen sie die Beziehungen zwischen Südtirol und seinem Vaterland Österreich ein? Welche Chancen für Südtirol könnten sich durch den Machtwechsel in Wien ergeben?
Auf der wirtschaftlichen Ebene sind die Beziehungen sehr gut. Auf der politischen Ebene wird sich zeigen, wer in Österreich an die Regierung kommt und wie das Zusammenspiel Südtirol-Österreich in Zukunft funktionieren wird. Ich persönlich bin eine Befürworterin der doppelten Staatsbürgerschaft. Es gilt nun zu sehen, ob es wieder einen Südtirol-Unterausschuss im Österreichischen Parlament geben wird. Wenn das Thema Doppelte Staatsbürgerschaft in den aktuell geführten Koalitionsverhandlungen vorkommt, wäre das für Südtirol optimal. Wenn es einmal in einem Regierungsprogramm enthalten ist, dann liegt es an den einzelnen Richtungen die dieses Vorhaben voller Energie vorantreiben müssen. Ich glaube auch, dass viele Südtiroler an einer doppelten Staatsbürgerschaft interessiert wären.